Gemeinsam mit unserem Kunstseminar „Erinnern und Vergessen“
besuchten wir am 14.05.2014 unter der Leitung von Ruppe Koselleck die
Kunstausstellung „We, the enemy“ in der Kunsthalle Osnabrück.
Unsere Aufgabe bestand darin, die ausgestellten Werke unter
dem Aspekt eines Denkmals zu betrachten, ihnen die Funktion des „an etwas
erinnern“ zuzuschreiben.
Direkt ins Auge fiel mir dabei das Projekt von Elena
Artemenko unter dem Titel „Comfortable Protest“. Hierbei handelt es sich um
eine Art Demo-allround-Ausstattung,
die augenscheinlich zur Unterstützung von Aktivisten und
Demonstranten entwickelt wurde. Wie sich
im angehängten Video (http://vimeo.com/68197259) zeigt, ist das Protest-Kit ein multifunktionaler Rucksack,
der mit nützlichen Utensilien, wie z.B. Stiften und Demo-Schild als Plakat,
einem kleinen Erste-Hilfe-Set, einem Regenschirm, einer Mütze und anderen,
ausgestattet ist, um möglichst keine Wünsche offen zu lassen.
In dem zugehörigen Film wird das Produkt wie in einer Art
Dauerwerbesendung vorgestellt, sodass ich nicht umhin kam, mich zu fragen, ob
das Produkt ausschließlich eine kommerzielle Nutzung als Konsumgut zum Zweck
hat oder mit noch einem tieferen Sinn behaftet ist.
Im Folgenden werde ich knapp eine mögliche Sichtweise
erläutern, die das „Comfortable Protest“-Kit als Denkmal deklariert und weniger
nur auf seine Funktionalität als Gebrauchsgegenstand reduziert. Denn betrachtet
man es nicht nur als Utensil, sondern als ein Symbol, so steht es doch für die Gruppe aller Aktivisten weltweit. Es soll uns möglicherweise unterstützen, mehr für die
eigene Meinung einzustehen. Man kann das Set als eine Art Starthilfe sehen, die
uns überhaupt daran erinnert und ermutigt, raus auf die Straßen zu gehen und
unsere Meinung zu vertreten, auch wenn es möglicherweise draußen regnet oder schneit.
„Comfortable Protest“ erinnert uns an die Hoffnung, die
manch Daheimgebliebenem möglicherweise längst abhanden gekommen ist und es soll uns leicht gemacht werden, diese Hoffnung wiederzufinden. Dies soll vor allem die kommerzielle "Vermarktung" ermöglichen, sodass möglichst jeder Zugang zur "einfachen Protestbewegung" hat, denn schließlich geht nicht jeder bei Wind und Wetter auf die Straße oder bastelt aufwändige Protestplakate.
Dieses Kunstwerk von Elena Artemenko lässt sich dahingehend
als Denkmal betrachten, als es als ein Symbol für die Stärke der
Meinungsfreiheit verstanden werden kann, als ein Denkmal für die Demonstration
als Kollektiv.
Sicher kann dieses Werk auch unter anderen Gesichtspunkten
und deutlich kritischer verstanden werden, wie meine Kommilitonin Jana Haseloh
in ihrem Blog erläutert,
dennoch ist der Aspekt der hoffnungsvollen Behaftung nicht
zu vernachlässigen.
Es veranlasst uns, selbst einmal darüber nachzudenken, wann
wir zuletzt entschieden für unsere Meinung eingetreten sind und erinnert uns
daran, dies nicht zu vergessen.
Wenn Kritik zum Konsumgut wird, und deren Promotion im Werbevideo selbst einen sarkastischen Selbstzweck behauptet, verwirklicht sich vielleicht das von Ihnen verlinkte Video als eine Art Denkmalsstrategie im virtuellen Raum. Vielleicht ist das Denkmal also bereits verwirklicht - nur der Raum der Aufstellung ist ein anderer, als der uns vertraute.
AntwortenLöschenRuppe Koselleck für http://www.erinnernundvergessen.blogspot.de/
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenBetrachtet man also nur das Video für sich, so stellt es nicht nur ein Denkmal dar, welches seinen Zugang über ein anderes Medium zum Betrachter findet, sondern symbolisiert somit möglicherweise auch die Entwicklung in der Denkmalskultur. Denn wenn ein Denkmal in dieser Form im virtuellen Raum existieren kann und somit für jedermann leicht zugänglich ist, stellt sich doch die Frage danach, ob die Skulpturen und Plastiken, die ihren Platz in den Straßen haben, dadurch entwertet werden und überhaupt noch eine Notwendigkeit besteht, auf diesem Weg erinnert zu werden.
AntwortenLöschenMöglicherweise gibt es auch Linkstrategien, die vom realen in den virtuellen Raum verweisen, QR Codes die den Weg weisen? o.ä. - kann man solche Codes auch in Stein meisseln. So ergäben sich mediale Brücken...
AntwortenLöschenÄhnlich wie bereits der Blog http://erinnernundvergessen.blogspot.de versucht, eine Verknüpfung herzustellen.
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